Sonntag, 8. Oktober 2017

Wer glaubt, wir riechen nur mit unserer Nase, der irrt.

Unsere Bronchien reagieren auf Düfte




Duft gegen Asthma? Forscher haben auch in den Muskeln unserer Bronchien Riechrezeptoren entdeckt. Docken an ihnen die passenden Duftmoleküle an, ziehen sich die Bronchien entweder zusammen oder erweitern sich. Dabei zeigte sich: Einer der beiden Rezeptortypen reagiert so stark auf Bananen-Aprikosen-Duft, dass dies sogar einem Asthmaanfall entgegenwirken könnte. Das eröffnet neue Wege für eine mögliche "Dufttherapie" gegen Asthma.

Wer glaubt, wir riechen nur mit unserer Nase, der irrt. Denn wie man heute weiß, kommen die für die Erkennung von Düften zuständigen Rezeptoren in unserem Körper auch anderswo vor. Forscher haben Riechrezeptoren bereits in Darm und Nieren, in der Prostata und vor kurzem auch in unserer Haut entdeckt. Sogar Spermien besitzen Sensoren für Maiglöckchenduft – ob sie allerdings wirklich ihm zur Eizelle folgen, ist umstritten.


Zwei Riechsensoren in den Bronchien


Jetzt haben Benjamin Kalbe von der Ruhr-Universität Bochum und seine Kollegen einen weiteren Ort im Körper entdeckt, an dem Riechzellen sitzen: in unseren Bronchien. Für ihre Studie hatten die Forscher Zellproben der glatten Muskulatur untersucht, die die Atemwege umgibt. Sie testeten dabei unter anderem, ob die Zellen auf bestimmte Duftstoffe reagieren.

Das überraschende Ergebnis: In den Muskelzellen der Bronchien gibt es sogar gleich zwei Typen von Riechrezeptoren, OR2AG1 und OR1D2. Diese spielen für die Funktion der Bronchien eine wichtige Rolle, wie die Forscher herausfanden. Denn wenn der jeweils passende Duft diese Rezeptoren aktiviert, ziehen sich die Atemwegsmuskeln zusammen oder dehnen sich. Dadurch aber erweitern oder verengen sich die Bronchien – und das ließe sich auch therapeutisch nutzen.


Bananen-Aprikosen-Duft gegen Atemnot


Konkret zeigte sich, dass der Rezeptor OR2AG1 auf Amylbutyrat reagiert, einen fruchtigen Duft nach Banane und Aprikose. Binden diese Duftmoleküle an die Andockstelle, setzt dies Signalkaskaden in Gang, die die Muskeln entspannen und die Bronchien erweitern. Im Experiment war dieser Effekt so stark, dass er sogar die Wirkung von Histamin aufheben konnte – dem Botenstoff, der bei allergischem Asthma die Bronchien verengt.

"Amylbutyrat könnte daher bei Asthma helfen, die Luftzufuhr zu verbessern", sagt Hanns Hatt von der Ruhr-Universität Bochum. "Vermutlich kann es nicht nur den Effekten von Histamin entgegenwirken, sondern ebenso denen von anderen Allergenen, die das Atmen behindern." Auch für die Behandlung anderer Krankheiten, etwa der chronisch obstruktiven Lungenerkrankung (COPD), könne der Rezeptor interessant sein.


Asthma durch Maiglöckchenduft?


Der zweite in unseren Bronchien entdeckte Riechrezeptor OR1D2 reagiert auf Düfte mit blumigen, öligen Noten, etwa Lilial oder das als Maiglöckchenduft bekannte Bourgeonal, wie die Forscher herausfanden. Docken diese Duftmoleküle am Rezeptor an, passiert jedoch das Gegenteil wie bei OR2AG1: Die Bronchialmuskeln kontrahieren ähnlich stark wie bei einem Asthma-Anfall.

Nach Ansicht der Forscher könnte dieser Effekt erklären, warum manche Parfüms Asthmaanfälle hervorrufen oder verschlimmern können: Die Duftstoffe wirken auf den OR1D2-Rezeptor und verstärken so die Verengung der Bronchien. Zudem zeigte sich, dass dabei in den Zellen auch entzündungsfördernde Stoffe freigesetzt werden – dies fördert ebenfalls die Asthmasymptome. (Frontiers in Physiology, 2016; doi: 10.3389/fphys.2016.00339)

Fakten über das Riechen

FAKTEN ÜBER DAS RIECHEN



1. Du riechst mit Deinem Gehirn und nicht mit der Nase.

2. Jeder hat eine eigene Wahrnehmung was Gerüche angeht. Das heißt: Auf Dich wirkt ein Duft anders, als auf die Person neben Dir, denn für jeden von uns existieren bestimmte Gerüche, die wir nicht wahrnehmen können. Ein Raumduft der für Dich nach Veilchen riecht, kann für Deinen Freund nach Kräutern duften – und ihr könnt beide recht damit haben.

3. Düfte können Erinnerungen wecken. Die meisten dieser Erinnerungen stammen, im Gegensatz zu visuellen oder sensorischen Erinnerungen, aus den ersten zehn Jahren Deines Lebens. Ein besonders starker Auslöser für Kindheitserinnerungen ist der Duft von Buntstiften!

4. Deine Nase besteht aus 10 Millionen Geruchsrezeptoren, die 10 Trillionen Gerüche unterscheiden können.

5. Gefühle wie Angst oder Abscheu können den Geruch von Schweiß verändern. Wenn Dir dieser Geruch in die Nase steigt, kannst Du die selbe Emotion annehmen. Auch Glück und sexuelle Erregung kannst Du über den Geruchssinn wahrnehmen – zumindest bei Deinem Partner/Deiner Partnerin.

6. Menschen, die unter einem vollständigen Verlust der Geruchswahrnehmung (Anosmie) leiden, neigen eher zu Depressionen als Menschen, deren Geruchssinn intakt ist. Dysosmie bezeichnet eine allgemeine Riechstörung und Hyperosmie beschreibt eine Überempfindlichkeit gegenüber Gerüchen.

7. Die menschliche Nase ist fast genauso empfindlich wie die Nase von zahlreichen Tierarten, inklusive Hundenasen.

8. Deine Geruchszellen erneuern sich alle 28 Tage, aber Dein Geruchssinn nimmt trotzdem mit dem Alter ab.

9. Gut riechende Düfte machen glücklich. Schnupperst Du an einem Parfüm, das für Dich persönlich gut riecht, wirkt sich das positiv auf Deinen Geist aus. Wenn Du Vanilleduft liebst, habe immer ein kleines Fläschen mit Vanilleduftöl dabei, um Dich aufzuheitern, wenn Du mal schlecht gelaunt sein solltest. Auch zitronige Düfte eignen sich gut als natürliche Stimmungsaufheller.

10. Der Geruchssinn ist schwer erfassbar und deshalb sehr mysteriös. Es gibt weniger Düfte als Du vielleicht denken magst. Einige Wissenschaftler nehmen an, dass nur sieben primäre Duftrichtungen existieren: moschusartig, faulig, scharf, kampfer-artig (wie Mottenkugeln), ätherisch (wie chemisches Reinigungsmittel), blumig und minzig.



11. Blinde Menschen haben keinen speziell ausgeprägteren Geruchssinn.

12. Parfümeure sind nicht so gut in ihrem Job, weil sie bessere Nasen haben, sondern weil sie Düfte klassifizieren können.

13. Menschen verfügen über 350 funktionierende olfaktorische Rezeptor-Gene. Mäuse haben hingegen 1,300 dieser Gene.

14. Deine Nase kann übersättigt werden, wenn Du an zu vielen verschiedenen Düften hintereinander riechst. Wie einen Computer kannst Du Deine Nase „runter fahren”, indem Du an Deiner Kleidung schnupperst. Auch der Duft von Kaffeebohnen hilft, die Nase wieder bereit für neue Düfte zu machen.

15. Männer können riechen, wenn Frauen ihren Eisprung haben. Beide Geschlechter können außerdem riechen, ob das Gegenüber einen Gen-Code hat, der dem eigenen Immunsystem ähnelt oder nicht. Tun sich zwei Menschen zusammen, deren Immunsystem-Gen-Code sehr unterschiedlich ist, kann das zu einem geschwächten Immunsystem beim Nachwuchs führen.

16. Die teilweise sehr merkwürdigen Essensvorlieben bei schwangeren Frauen könnte mit ihrem verstärkten Geruchssinn zu tun haben. Der Geruchssinn verstärkt sich meistens in der Schwangerschaft, was sich wiederum auf den Geschmackssinn auswirkt und deshalb verrückte Kombinationen wie Essiggurken mit Eiscreme zur Folge haben kann.

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